VBAC - Vaginale Geburt nach einem Kaiserschnitt?

Einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt? 
Nein!

Herzlich willkommen auf meinem Blog!

Im zweiten Artikel meines Blogs dreht sich alles um die Geburt nach einem Kaiserschnitt bzw.  die im englischsprachigen Raum sog. "VBAC" (Vaginal Birth After C-Section), also die vaginale Geburt nach einem Kaiserschnitt. Ein Thema, welches mir persönlich sehr am Herzen liegt, da meine zweite Tochter nur 17 Monate nach Kaiserschnitt spontan geboren wurde. Was mir zuvor absolut unmöglich erschien, wurde heilsame Wirklichkeit. 

Die Entscheidung für eine VBAC kann für viele Frauen eine mutige und bedeutende Wahl sein. Als Mutter und Geburtsbegleiterin, die diesen Weg gegangen ist, möchte ich meine Erfahrungen teilen und wichtige Informationen darüber bereitstellen, was bei einer VBAC zu beachten ist. Von den Risiken und Wahrscheinlichkeiten bis hin zu den Faktoren, die den Erfolg beeinflussen können, handelt dieser Blogartikel. 

Gewagt, gewagt

Als ich neun Monate nach dem Kaiserschnitt positiv testete und kurz daraufhin anfing, über die anstehende Geburt nachzudenken, wiegte ich mich in der traurigen Gewissheit, auch bei meinem zweiten und letzten Baby keine spontane Geburt erleben zu können. Aber warum denn eigentlich nicht? 

Die VBAC gilt in der breiten Bevölkerung als gewagt. Es wird oft aus Sicherheitsgründen zu einer Re-Sectio geraten, obwohl eine weitere Sectio sogar ein höheres Risiko für Mutter und Kind darstellt. Der Grund hierfür: Die Angst vor einer möglichen Uterusruptur, also einem Gebärmutterriss, ist groß. Diese Angst ist eine der größten Sorgen der Frauen, die sich für eine VBAC entscheiden. Auch für mich war sie die größte Angst, wenn ich an meine bevorstehende Geburt dachte. Jeder spricht über dieses Risiko, jedoch nennt kaum jemand Zahlen. Fakten auf den Tisch: Wie hoch ist eigentlich die Wahrscheinlichkeit für eine solche Uterusruptur?

  • Die Wahrscheinlichkeit für eine Uterusruptur nach einem Kaiserschnitt beträgt ca. 0,5 %. (je nach Studie)
  • Die Wahrscheinlichkeit für eine Uterusruptur nach zwei Kaiserschnitten beträgt  ca. 1,3 - 2 %. (je nach Studie)

ABER

  • Die Wahrscheinlichkeit für eine Uterusruptur ohne vorangegangenen Kaiserschnitt ist ebenfalls vorhanden und beträgt ca. 0,1 %. (je nach Studie)

Die Wahrscheinlichkeit für eine Uterusruptur nach einem Kaiserschnitt erhöht sich also ca. um das vielfache, und zwar von ca. 0,1 % auf immer noch sehr niedrige 0,5 %. Diese Erhöhung der Wahrscheinlichkeit ist der Grund, wieso oft zu einer Re-Sectio geraten wird. 

Wichtig zu sagen ist allerdings, dass nicht ein oder zwei vorangegangene Kaiserschnitte der größte Risikofaktor für eine Uterusruptur sind, sondern die Einleitung der Geburt mit Prostaglandinen und Oxytocin bei Frauen mit und ohne vorangegangene Kaiserschnitte (Iqbal Al-Zirqi et. al, 2016). 

Weitere Risikofaktoren für eine Uterusruptur neben einer Geburtseinleitung

  • Wehenstimulation mit Oxytocin (auch genannt Wehentropf) im Geburtsverlauf MIT und OHNE vorangegangene Sectio
  • vorangegangene Fehlgeburten im ersten Schwangerschaftstrimester
  • eine Geburt innerhalb der ersten 16 Monate nach Sectio
  • eine vorausgegangene Sectio mit schweren Blutungen

Quelle: Deutsche Hebammen Zeitschrift, 2016

Erfolgsfaktoren

Um die 75 % der Frauen, die eine vaginale Geburt nach Kaiserschnitt anstreben, entbinden auch schlussendlich vaginal, d.h. die Erfolgsrate ist relativ hoch. 

Und natürlich gibt es verschiedene Faktoren, die sich günstig oder ungünstig auf den Erfolg einer VBAC auswirken können. Diese sind zum Beispiel:

  • die Art des vorherigen Kaiserschnitts (Quer- oder Längsschnitt), 
  • das Vorhandensein von Geburtskomplikationen, 
  • die Anzahl der vorherigen Kaiserschnitte, 
  • das Vorliegen von Gebärmutterrupturen oder anderen Uteruskomplikationen sowie 
  • der Zeitabstand zwischen den Geburten (Moldenhauer, J., 2021). 

Frauen, die sich für eine VBAC entscheiden, sollten mit ihren medizinischen Fachkräften in den Dialog gehen, um ihre individuellen Risiken und Chancen zu bewerten. Wichtig hierbei: 

Tipps für eine erfolgreiche VBAC:

  • Eine unterstützende 1:1 Geburtsbegleitung durch eine Doula oder eine Hebamme kann hilfreich sein, um Selbstvertrauen aufzubauen und während der Geburt zu unterstützen.
  • Eine positive Einstellung und ein Vertrauen in den eigenen Körper sind entscheidend für den Erfolg einer VBAC.
  • Die Auswahl eines geburtserfahrenen Krankenhauses oder Geburtshauses mit einem Team, das Erfahrung mit VBAC hat, kann die Erfolgsaussichten verbessern.
  • Eine gute Vorbereitung auf die Geburt durch Geburtsvorbereitungskurse oder Informationen über natürliche Geburtsmethoden kann ebenfalls hilfreich sein.

Was man vermeiden sollte:

  • Vermeiden Sie unnötige Interventionen und drängen Sie auf eine unterstützende, aber nicht übermäßig kontrollierende Geburtsbetreuung. Zu vermeiden sind insbesondere diese disponierenden Faktoren:  die Geburtseinleitung, die Wehenstimulation im Geburtsverlauf, die PdA und der Kristeller-Handgriff. 
  • Vermeiden Sie eine übermäßige körperliche Anstrengung oder Stress während der Schwangerschaft, um das Risiko von Komplikationen zu minimieren.
  • Sprechen Sie mit Ihrem medizinischen Team über alle Bedenken und Ängste im Zusammenhang mit einer VBAC und nehmen Sie sich Zeit, um alle Ihre Fragen zu klären.

Fazit: Eine erfolgreiche VBAC ist für viele Frauen eine erfüllende und befriedigende Erfahrung. Mit der richtigen Vorbereitung, Unterstützung und einem Verständnis der Risiken und Chancen können Frauen selbstbewusst den Weg zu einer vaginalen Geburt nach Kaiserschnitt gehen. Denken Sie daran, dass jede Geburt einzigartig ist und dass Sie das Recht haben, informierte Entscheidungen über Ihren Geburtsmodus zu treffen.

Ich bereite dich gerne auf deine Geburt nach Kaiserschnitt vor. Buche dazu ganz einfach einen Termin online oder melde dich über das Kontakformular bei mir. Gerne begleite ich auch als Doula deine Geburt am Geburtsort deiner Wahl (Umkreis Hochtaunus / Frankfurt am Main) und stehe dir mental und körperlich zur Verfügung. 

Quellen: 

Al-Zirqi I, Daltveit AK, Forsén L, Stray-Pedersen B, Vangen S. Risk factors for complete uterine rupture. Am J Obstet Gynecol. 2017 Feb;216(2):165.e1-165.e8. doi: 10.1016/j.ajog.2016.10.017. Epub 2016 Oct 22. PMID: 27780708.

Deutsche Hebammen Zeitschrift (2016): Geburtseinleitung als stärkster Risikofaktor für eine komplette Uterusruptur. Zugriff am 07.05.2024, https://www.dhz-online.de/de/news/detail/artikel/geburtseinleitung-als-staerkster-risikofaktor-fuer-eine-komplette-uterusruptur/. 

Moldenhauer, J. (2021): Uterusruptur. Zugriff am 07.05.2024, https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/gyn%C3%A4kologie-und-geburtshilfe/anomalien-und-komplikationen-unter-der-geburt/uterusruptur. 

 

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